Zuletzt bin ich auf grundlegende Begriffe rund um das Einkaufen abseits des PCs eingegangen und habe die Idee hinter noPC commerce erklärt. Heute sollen einige Links Einblicke in das weite Feld der Fakten, Strategien, Zahlen und Visionen zu noPC Commerce geben. Wer neugierig geworden ist, findet auf den verlinkten Seiten viele weitere Nachrichten zum Aufstieg des noPC commerce.
Fakten und Zahlen
- Einer Untersuchung zufolge planen 25 Prozent der US-Amerikaner keinen Computer mehr zu kaufen (heißt: Desktop-PC oder Laptop), sondern nur noch Tablets und Smartphones zu nutzen.
- Mobile-Surfer und Multichannel-Kunden erzielen überdurchschnittliche Warenkorbwerte (“average order value”). Belege dazu finden sich u.a. bei unten folgenden Links.
- Ein weiterer Bonus des “gemütlichen” und immer möglichen Einkaufens sind Impulskäufe. Der britische Hoster Rackspace hat in einer Untersuchung festgestellt, dass Mobile-User verstärkt Gelegenheitskäufe machen. Sie könnten der Studie zufolge in UK ein Wachstum von 1,1 Milliarden Pfund ausgemacht haben.
- Zalando machte gegen Ende des letzten Jahres 10% des Umsatzes über mobile Endgeräte. Besonders nach TV-Spots schnellten die Zugriffe über Tablets und Smartphones hoch.
- In den USA wurden laut eMarketer 2012 fast 25 Milliarden Dollar Umsatz über mobile Einkäufe erzielt (+83 % gegenüber 2011). Das entspricht 11 Prozent des Gesamtumsatzes. Bis 2016 sollen der Mobil-Umsatz auf fast 87 Milliarden Dollar und der Anteil auf 24 Prozent steigen.
Black Friday 2012
Zu Black Friday, dem Tag nach Thanksgiving und dem umsatzstärksten Tag in den USA, ein paar Zahlen zusammengefasst von der e-Commerce-Lounge:
- Der Online-Anteil am Black-Friday-Umsatz um 20,7% gegenüber dem Vorjahr.
- 16,3% davon wurden über Smartphones und Tablets generiert (+65% gegenüber 2011).
- Smartphones erzeugten etwas mehr Traffic als Tablets.
- Wie üblich in den USA ist der Anteil der Apple-Geräte dabei wesentlich größer als jener von Android-Devices.
- Mehr als die Hälfte der Online-Umsätze wurde über iPads generiert, also jeder zehnte Online-Einkauf überhaupt.
- Die e-Commerce-Lounge attestiert damit, dass man eindeutig eine spezielle Tablet-Strategie benötigt. Das widerspricht der Idee der “Commercler” ein wenig, die keine Unterscheidung zwischen “Desktop”, “Mobile”, “Tablet” etc. treffen möchten.
Weihnachten 2012
- Der US-Markt hat sich im Weihnachtsgeschäft 2012 bereits stark auf Mobile vorbereitet:
- Wal-Mart soll in der Weihnachtszeit 40% der Besuche von mobilen Geräten verzeichnet haben – soweit die Vorhersage im November.
- Eine weitere Studie prognostizierte, dass 68% der Smartphone-Besitzer die Geräte für das Online-Shopping verwenden würden, unter anderem um Ladengeschäfte zu finden (62%), Preise zu recherchieren und zu vergleichen (58%) und Produktinformationen abzufragen (50%).
- Rue La La, ein Unternehmen mit einem Online-Umsatz von 290 Millionen Dollar, erzielte 40% über den Mobil-Bereich, davon 80% über Apple-Devices und die Hälfte über iPads.
- Der mobile Internetverkehr machte im Dezember 2012 laut Walker Sands Communications 23% des gesamten Traffics aus. Absolut gesehen wuchsen die Zahlen um 84%.
- In England wollten Kunden Weihnachten 2012 laut Umfragen 57% der Einkäufe online erledigen, 43% in den Ladengeschäften. Dabei wollten 68% online mehr ausgeben als offline. Solche Befragungen sind natürlich immer kritisch zu beobachten. Der Theorie zufolge wären Briten noch stärker auf das Online-Shopping zentriert als US-Amerikaner.
20% der Befragten hätten zudem vorgehabt, über Mobilgeräte einzukaufen. - Shopify hat im Oktober 2012 35.000 bei ihm gehostete Stores analysiert und prognostiziert:
- 1/4 der Weihnachtskäufe 2012 wird über mobile Endgeräte erfolgen.
- 2013 soll der Anteil 43% betragen.
- Der durchschnittliche Warenkorbwert von Tablets liegt 12% höher als der von Smartphones.
- Fast alle Käufe über Tablets (95%) gehen von iPads aus.
Apple vs. Android
- Die Agentur SinnerSchrader hat für ihre e-Commerce-Großkunden einen wesentlich höheren Android-Anteil als Shopify ausgemacht:
- 29% der mobilen Einkäufe in Deutschland erfolgen über Android-Smartphones, 24% über iPhones.
- 41% der mobilen Einkäufe erfolgen über iPads, 5% über Android-Tablets.
- Diese Art der Sinnerschrader’schen Auswertung ist nicht ganz intuitiv und bezieht sich wohl nur auf Android vs. iPhones, sagt aber aus:
iOS-Tablets (iPad) > Android-Smartphones > iOS-Smartphones (iPhone) > Android-Tablets. - Insgesamt gehen bei den untersuchten Shops 9% des Traffics von mobilen Endgeräten aus, 91% von Desktop-PCs.
- Daraus resultieren dank Mobile 6% der der Online-Käufe.
Auswirkungen für Händler mit Ladengeschäften
- 20% der Amerikaner betreiben dem Dienstleister Aprimo zufolge Showrooming, überprüfen also mit ihren Smartphones Preise der Konkurrenten im Internet, während sie im Ladengeschäft stehen. Ein Drittel von ihnen entscheidet sich für den Kauf woanders. 96% dieser Kunden möchten auch in Zukunft Preise auf diese Weise vergleichen, es handelt sich also nicht um eine einmalige Impulshandlung.
Neben gleichen Preisen können Gutscheine, Loyalitätsboni, besserer Service und die Lieferung direkt nach Hause den Kunden überzeugen, doch noch hier zu kaufen.
Aber…
- Bei aller Begeisterung rund um das mobile Surfen ist nicht zu vergessen, dass es in Europa nicht so groß ist, wie man vielleicht glaubt. Im Durchschnitt lag die Internetnutzung von mobilen Geräten 2012 noch unter dem Niveau der Internetnutzung 2000 insgesamt. Jochen Krisch schreibt im verlinkten Artikel, dass eine Marktdurchdringung von 50% für e-Commerce sinnvoll ist und das vor 2015 nicht der Fall ist.
Vielleicht passiert es auch ein wenig schneller. Wir haben noch ein wenig Zeit, doch nun ist der Zeitpunkt, um sich mit dem Thema eingehend zu beschäftigen.
Strategien und Visionen
- eBay zeigt vor, wie man zielgerichtet mobile Käufe stimuliert:
- laut einer Studie endet das durchschnittliche Thanksgiving-Essen um 17:23 Uhr an der Ostküste. Zu diesem Zeitpunkt wurden hunderte Angebote speziell für Mobilkunden freigeschaltet, um die Leute abzuholen, die nach dem Essen auf der Couch lümmeln oder unterwegs sind.
- am Black Friday, dem stärksten Einkaufstag der USA, bot eBay den gestressten Shoppern in Spas gratis Pflegebehandlungen wie Pediküre, Maniküre, Fußmassagen etc. an, damit diese inzwischen auf ihren Smartphones und Tablets einkaufen können.
- Adidas demonstriert die Zukunft von Window-Shopping: über einen riesigen Touchscreen können Kleidung und andere Produkte geordert werden. Die Anzeige wird über eine URL mit dem Smartphone verbunden. Nach dem Shopping auf dem großen Screen kann das Ergebnis über das Smartphone mit Freunden geteilt und die Bestellung abgeschickt werden.
- Ein Smartphone, das die passende Kücheneinrichtung für den heimischen Kühlschrank findet, dabei die finanziellen Möglichkeiten im Auge behält und entsprechende Möbelhäuser in der Nähe vorschlägt? Solche und ähnliche Visionen wurden beim Mobile Marketing & Commerce Forum 2012 vorgestellt. Message: man muss herausfinden, wie “mobile Commerce” wirklich die Kauferfahrung bereichern kann.
- Unter den 12 Trends für 2013 erwartet etailment die NoPC-Themen Mobile Commerce, Mobile Payment, Augmented Reality und verschiedenste Zugänge zum Shop (“Zugang zählt”).